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UK-Tour 2009

 


 

1. Airbus UK Broughton - Bala Town FC  0:1

(04.12.2009) 

Während der SV Waldhof gegen die Sportfreunde Lotte (1:1) im heimischen Carl-Benz-Stadion um Punkte und Tore kämpfte, machten sich vier Mitglieder des Fanclubs „Krauts“ aus Friedrichsfeld sowie ein Gast auf ins Mutterland des Fußballs, um zu den Wurzeln des Fußballs zurückzukehren. Freitag morgens begann das Abenteuer für die fünf Anhänger, um mit einem Billigflieger, der an dieser Stelle ungenannt bleiben möchte, von Hahn aus nach Stansted zu reisen. Per knapp dreieinhalbstündiger anschließender Zugfahrt war mit Chester im Nordosten Englands das erste Etappenziel der Reise erreicht. Die 80.000-Einwohner-Stadt an der Grenze zu Wales war weihnachtlich sehr schön hergerichtet und lockte mit ihrer wunderschönen Altstadt zu einem kleinen Rundgang ein, bevor es per Taxi in das nur wenige Meilen entfernte Broughton ging. Diese Kleinstadt erfährt einzig nur dadurch Berühmtheit, dass es eine Produktionsstätte für die Tragflächen aller Airbus-Flugzeugtypen besitzt. Der ortsansässige Fußballklub ist seinerzeit aus einem Werksverein hervorgegangen und trägt noch heute den Namen Airbus UK Broughton. Der erste Spielort war damit erreicht. Da der Besuch der Friedrichsfelder angekündigt war, wurden die Fünf auch dementsprechend euphorisch und freundschaftlich empfangen, kaum, dass sie dem Taxi entstiegen waren. Unmittelbar wurde von den Ordnern des Stadions die Auslosung der WM-Gruppen an die Deutschen herangetragen und darüber diskutiert. Nach einer kurzen Einkehr im Sportheim des Klubs und einem Blick in das Stadionheft, dem das Auftreten der „Krauts“ ein Bericht wert war, ging es in das Stadionrund. Eine Sitzplatztribüne, die derzeit knapp 200 Besuchern Platz bietet sowie drei Reihen Sitzschalen auf der Gegenseite im Anbau an die Spieler- und Sprecherkabine waren die einzigen Gelegenheiten, das Spiel nicht auf den – im Laufe der Tour noch strapazierten – Füßen stehend betrachten zu müssen. Doch eines vorweg: Der Platz sollte locker reichen, denn die Zuschauerzahl an diesem Abend betrug insgesamt gerade 201. Das Spiel auf dem durch Regen strapazierten Untergrund war kampfbetont und nur von wenigen spielerischen Elementen geprägt. Nur der eisige, nieselregengeschwängerte Wind störte beim Betrachten der Partie. Es war schon interessant, eine erste Liga eines anderen Landes im optischen Rahmen eines in Deutschland vergleichbaren Kreisligisten wahrzunehmen. Das Empfinden des Spielniveaus ging in eine äquivalente Richtung, was den Eindruck des Erlebnisses jedoch in keinster Weise schmälern soll. Die Gäste vom Bala Town FC – der Klub war erst kürzlich in die Welsh Premier League aufgestiegen – waren zum ersten Mal im Stadion „The Airfield“ zu Gast und bestimmten die Begegnung. Folgerichtig gingen die Gäste, die eine stattliche Anzahl an eigenen Anhängern mitbrachten, zehn Minuten vor dem Spielende durch eine Direktabnahme von John Toner in Führung. Trotz letzter Bemühungen und einer vierminütigen Nachspielzeit von Schiedsrichter Michael Jones, der durch seine internationale Erfahrung wohl der prominenteste Aktive auf dem Feld war und eine gute Leistung bot, gelang es Airbus UK Broughton nicht mehr, den Ausgleich zu erzielen. Mit vielen Eindrücken, vielen netten Gesprächen und heiteren Geschichten ging es nach dem Spiel erneut ins Sportheim, wo wenig später auch beide Mannschaften und das Schiedsrichtergespann auftauchten und friedlich gemeinsam zu Abend speisten und Gespräche austauschten. Auch die „Krauts“ wurden in das ein oder andere Gespräch freiwillig oder unfreiwillig verwickelt. Auffällig war, dass nahezu jeder Besucher des Stadions und des Sportlerheims den Ablauf der „Krauts“-Tour 2009 kannte, obwohl dies direkt nur einer Person zugetragen wurde. Der Buschfunk in dem busch- und baumfreien Stadion schien also hervorragend zu funktionieren. Den Ausklang bildete der Besuch in einem Pub in Chester, wo sich dann abschließend ein Fazit sehr stark zementierte: Das war Freundlichkeit made in Wales. Im Nachgang dürfen sich die „Krauts“ darauf freuen, in der nächsten Ausgabe des Stadionheftes von Airbus UK Broughton (gegen Llanelli FC) mit einem Nachbericht zu erscheinen. 

 

The Airfield


 

 2. Barnet FC

(05.12.2009) 

Früh aufstehen hieß es nach der ersten (kurzen) Nacht der Fan- und Erlebnisreise der Friedrichsfelder Waldhof-Krauts, um von Chester, der ersten Stadionetappe, den Schnellzug nach London zu bekommen. Dennoch gelang es einer Zimmerbesatzung, den angesetzten Morgenappell zu boykottieren und zehn Minuten vor der geplanten Zugabreise den Frühstückssaal des Hotels zu stürmen. Hier konnte zwar noch ein Schauspiel miterlebt werden, wie ein britischer Hotelgast sehr offensichtlich mit dem kontinentalen Frühstück nicht ganz einverstanden war und die dezibel-Stärke der fallenden Frühstückstabletts austestete. Der Zug, der einen Zeitpuffer beinhaltet hatte, war jedoch weg und so musste dann sehr minutiös weiter verfahren werden. Vierzig Minuten später saß das Quintett dann im nächsten Zug und die nächste Etappe hieß Barnet, ein im nördlichen Gürtel von London gelegener Stadtteil. Durch ein kurzfristig verlegtes U-Bahn-Ticket eines der „Krauts“ verspätete sich die Ankunft in Barnet nochmals um einige wichtige Minuten. Hier sollte das A-Jugend-Ligaspiel Arsenal gegen Chelsea stattfinden. Auf die Minute genau waren die Krauts dann bei schönstem Sonnenschein am Underhill Stadium in Barnet angekommen und waren von dieser kultigen alten Stadionkomposition dermaßen in Trance versetzt, dass nur mit verspäteter Enttäuschung festgestellt wurde, dass hier an diesem Tag kein Spiel stattfinden würde. Der FC Barnet, der hier in der Regel seine Heimspiele austrägt, spielt derzeit in der League Two, der englischen vierten Liga und leiht sein 5.300 Zuschauer fassendes Stadion hin und wieder für die Nachwuchs- und Reserveteams von Arsenal aus. Dennoch ist das Stadion eines der altehrwürdigsten Londons und hat den gewissen britischen Charme, inmitten eines Wohngebietes zu liegen. Das ehrgeizige Vorhaben mit zwei Spielbesuchen an einem Tag – später stand ja noch das Spiel Queens Park Rangers gegen Middlesbrough FC an – war somit vorzeitig ad acta gelegt. Durch einen Schnellkontakt in die Heimat wurde dann der verlegte Spielort mit dem Trainingsgelände von Arsenal lokalisiert. Dieses lag von Barnet jedoch ungefähr so weit entfernt, wie der Big Ben von seinem gastronomischen Namensvetter in Friedrichsfeld. Somit ging es zurück in die Stadt, wo das neue Hotel bezogen wurde, ehe wenig später der Trip zum nächsten Highlight anstand, dem Stadion Loftus Road von Queens Park Rangers.

Underhill Stadium


 

3. Queens Park Rangers FC - Middlesbrough FC  1:5

(05.12.2009) 

Nach dem Fehlschuss mit dem versuchten Spielbesuch in Barnet ging es nach dem Hotel-Check-In für die Friedrichsfelder „Krauts“ ab zum nächsten Ereignis. Und hier wartete auf die Waldhof-Fans eines der nostalgischsten und kultigsten Stadien in der britischen Arena-Landschaft. Nicht allein, dass das Rund inmitten eines Wohngebietes im Londoner Stadtteil Shephard’s Bush steht, es erfüllte auch im Gesamtbild die Erwartungen an die englische Stadion- und Fankultur. Zuerst aber ging es zur Stärkung der strapazierten Gemüter nach Verschlafen, Zug-Verpassen und Geisterspiel  in den am Stadion angrenzenden Imbiss, wo per Schnellproduktion das schlechteste Fastfood aller Zeiten über die Theke wanderte. Doch schnell vergessen, die Vorfreude und Spannung auf das Ereignis überwog und so ging es auf einem offiziellen Weg über den Hinterhof des Imbissgebäudes in einen kleinen Park, von wo man in die Ellerslie Road gelangte, in der sich auch die gleichnamige Sitztribüne (Ellerslie Road Stand) der „Krauts“ befand. Das Stadion „Loftus Road“ wurde 1904 erbaut und zuerst vom ortsansässigen Shepherd’s Bush FC genutzt. Doch schon bald wurde dieser Verein seiner Existenz beraubt und der Klub Queens Park Rangers zog 1933 in das Stadion, das seither nur wenige Veränderungen erfuhr und in dem die „Super Hoops“ (die tollen Gestreiften), wie der Klub Queens Park Rangers wegen seiner traditionellen Trikots genannt wird, seither seine Heimspiele austrägt. So auch an jenem Nachmittag, als die Partie der zweiten englischen Liga zwischen den Queens Park Rangers und dem FC Middlesbrough anstand. Backsteingemäuer sowie Stacheldrahtumrandungen zierten das für Menschen ohne Stadionästhetik zugegebenermaßen trostlos wirkende Äußere. Eigentlich ließen nur die weit herausragenden Flutlichtmasten und die bei sechs Grad in kurzärmligen Trikots auftretenden Fußballfans erkennen, dass es sich an dieser Stelle nicht um ein gut bewachtes Militärgelände handelt. Nach einer weiteren flüssigen Stärkung am Getränkestand ging es dann endlich in die heiligen Hallen, und den alten Charakter des Stadions bekamen die fünf Friedrichsfelder auch alsbald am eigenen Leib zu spüren. Die Sitzschalen waren zur Erhöhung der Stadionkapazität so nah aneinander angebracht, dass während des Spiels ein heruntergefallener Gegenstand – lassen wir es ein Stadionheft für den anspruchsvollen Preis von 3 Pfund sein – unmöglich aufgehoben werden konnte, ohne dass per Lawineneffekt die gesamte Sitzreihe ins Rotieren kam, um einem Einzelnen das Aufstehen zu ermöglichen. Das Erlebnis weiterhin positiv prägend unterstützte dann auch die Tatsache, dass sich die Sitzplätze der „Krauts“ in Reihe B in Luftlinie gerade einmal zwei Meter von der Seitenauslinie des eng angrenzenden Spielfeldes entfernt befanden. Fußball auf höchstem Niveau hautnah, konnte das Fazit der Platzeinnahme umschrieben werden, denn das Spiel offenbarte alles, was man von einem Spitzenspiel der englischen zweiten Division erwarten konnte. Eine effektive Spielzeit, die um einen nicht zu verachtenden Teil größer als die eines deutschen Ligaspiels ist, sowie Tempofußball vom Feinsten und insgesamt sechs Tore wurden geboten. 5:1 hieß es am Ende für die Gäste aus Englands Norden, die einen sehr effektiven, aber an diesem Nachmittag ausgesprochen erfolgreichen Fußball zelebrierten. Pfiffe gab es vom eigenen Anhang der Queens Park Rangers keine – in Deutschland undenkbar. Die Miene des Vereinsmaskottchens „Spark“ der Queens Park Rangers verfinsterte sich in der Halbzeitpause komischerweise auch nicht. Der in der zweiten Halbzeit einsetzende Regen förderte das Kampfspiel der beiden Teams umso mehr und somit wurde für die fünf Gäste aus Friedrichsfeld größtmögliches Spektakel geboten. Durch die wegströmenden Fanmassen hindurch ging es dann nach dem Schlusspfiff zur Bahnlinie und zurück ins Stadtzentrum, wo am Abend noch ein gemütlicher Rundgang über die festlich geschmückte Tower Bridge und dem anderen Themseufer zum London Eye und zu Piccadilly Circus und Leicester Square anstand. Zwar tat sich hier ausgerechnet der Gastreisende der „Krauts“ mit der Essensfindung sehr schwer, doch wurden am Ende auch dieses Mal wieder alle Hunger gestillt. Erstaunt von dem unglaublich regen Treiben an diesem Platz in London sowie von den Eindrücken des (langen) Fußballtages ging es dann zurück in die Hotelumgebung, wo nach dem ein oder anderen Getränk dann der Weg in die Betten gefunden wurde.

Loftus Road


 

 

4. Fulham FC - AFC Sunderland  1:0

(06.12.2009) 

Mit dem Spiel FC Fulham gegen AFC Sunderland endete der Fußball-Kurztrip der „Krauts“ durch Großbritannien. Vor Spielbeginn bot sich den fünf reisenden Friedrichsfeldern jedoch noch ein Luxus, der sich im bisherigen Reiseverlauf noch nicht offenbart hatte: Zeit. Somit durfte sich der mitgereiste Kulturbeauftragte des Fanclubs auch geflissentlich austoben. Aufgrund der nassen Überraschung, die sich an jenem Vormittag von oben ergoss, pendelte man zwischen der Entscheidung, die Stamford Bridge (das Stadion vom FC Chelsea) oder das London Dungeon (Gruselkabinett) zu besuchen. Letztendlich zeigte sich das Wetter ebenso kompromissbereit wie der Kulturbeauftragte und es ging bei sich aufklarendem Himmel zu Big Ben, Houses of Parliament, Buckingham Palace und Hyde Park. Um die Mittagszeit fuhren die „Krauts“ dann per Doppeldeckerbus Richtung Fulham, ein im Südwesten des Zentrums gelegener Stadtteil Londons, der den gleichnamigen Fußballklub beherbergt. In der Nähe des Stadions, das sich in den Ausläufern des Bishop Parks befindet, ging es alsbald in das Pub „Eight Bells“, wo sich einheimische Fans und auch Anhänger des AFC Sunderland gemeinsam aufhielten. Als sich die Bewegungsfreiheit aufgrund immer weiter einströmender Fans jedoch so sehr einschränkte, dass selbst Stubenfliegen Selbstmord begehen würden, verließen die „Krauts“ die Schänke wieder. Doch der Schwenk in Richtung Stadion geriet erneut ins Stocken durch ein Fanclub-Mitglied, das sich ausgerechnet in dem Fish-and-Chips-Laden anstellte, das in der westlichen Hemisphäre wohl am langsamsten zu arbeiten schien. Danach hielt die „Krauts“ aber nichts mehr auf und der Weg durch den Park in Richtung Stadion wurde ausgiebig genossen. Und hätte man nicht die prägnanten Flutlichtmasten herausragen gesehen, hätte es durchaus passieren können, dass die Friedrichsfelder an der Arena, die von außen wie ein backsteingemäuertes Fabrikgebäude wirkt, gnadenlos vorbeimarschiert wären. Für hiesige Verhältnisse ist kaum vorstellbar, dass sich hinter dieser Fassade und dem in einem der Ecken befindlichen, an ein Schwarzwälder Bauernhaus erinnernden Gebäude ein Stadion befindet, in dem UEFA-Pokal-Partien ausgetragen werden. Seit 1896 finden an dieser denkwürdigen Stätte Fußballspiele ihre Ausrichtung und es scheint, als könnte sich dieser Platz den Charme jener Zeit bis heute bewahren. Als den „Krauts“ dann auch noch Maskottchen Billy erschien, war es um die Zurückhaltung der Fußball-Touristen geschehen. Zwar zerstörte das Maskottchen die prägnante Frisur eines der „Krauts“, doch machte Billy seine Verfehlung durch Posieren für ein Gruppenfoto wieder wett.

Auch die Stadionkatakomben hinterließen einen bleibenden und unnachahmlichen Erinnerungsfleck in den Erinnerungen der Mannheimer. Als die Kugel dann endlich rollte, startete die Partie äußerst vielversprechend, denn der Ball schlug nach sieben Spielminuten bereits zum ersten Mal in den Maschen des Sunderland-Tores ein: 1:0 für Fulham. Doch nun wurde den „Krauts“ auch bewusst, was es bedeutete, dass bei den Heimspielen in Craven Cottage die wenigsten Tore in der gesamten Liga fielen. Zwar behielt das Spiel sein Tempo und eine effektive Spielzeit wie üblich bei britischen Ligaspielen bei, doch wurde die Eleganz und Spannung durch viele technische Unzulänglichkeiten und Unvermögen abgewertet. Für die Engländer wohl nichts Neues, offenbarte sich für die „Krauts“ zur Halbzeit dann noch ein ungewöhnliches Wetterphänomen. Der zuvor noch strahlend blaue, nahezu wolkenlose Himmel war dem Dunkel der Nacht gewichen und urplötzlich fing es an, aus allen Rohren zu schütten. Zwar befanden sich die Sitzplätze der Waldhof-Fans in einem noch weitgehend regengeschützten Bereich, doch bei einem leichten Windstoß prasselte ein kurzer Regenteppich auch auf die „Krauts“ hernieder. Nichtsdestotrotz genossen die Fußball-Reisenden das Erlebnis des Spiels bis zur letzten Minute, ehe es im Eiltempo zum Hotel und dann auf direktem Wege Richtung Flughafen ging. Nach der Landung in Hahn und der Ankunft in Mannheim endete die dritte Tour mit wunderbaren und bleibenden Eindrücken – die nächste Tour kann kommen.

Craven Cottage