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UK-Tour 2010

 


 

1. Swansea City FC - Portsmouth FC  1:2

(26.11.2010) 

Bereits im Jahr 1954 begannen die bürgerschaftlichen Kontakte zwischen der walisischen 230.000-Einwohner-Stadt Swansea und Mannheim, als erste Schülergruppen sich gegenseitig besuchten. Der Beginn der Partnerschaft zwischen Swansea und Mannheim wird auf den 2. April 1957 datiert, als der damalige Lord Mayor Libby Mannheim erstmals besuchte und an einer Sitzung des Mannheimer Gemeinderates teilnahm. Nun ist eine neue Dimension der Beziehungen zwischen den beiden Städten entstanden. Der Waldhof-Fanclub „Krauts 06“ aus Friedrichsfeld hat es sich aufgrund dessen Faible für den britischen Fußballsport zur Tradition gemacht, einmal im Jahr einen Ausflug auf die Insel zu machen, um sich in Groundhopping-Manier mehrere Ligaspiele an einem Wochenende anzuschauen. Erstes Ziel der diesjährigen Reise war mit Swansea ausgerechnet die „Twin town“, wie es im Englischen liebevoll „Zwillingsstadt“ heißt. Bereits im Vorfeld hatten die fünf Mannheimer ihren Ausflug offiziell gemacht und sich sowohl bei der Stadt Mannheim als auch bei den beiden Fußballvereinen SV Waldhof und Swansea City FC angemeldet. Ohne zu zögern, stellte der Mannheimer Oberligist für die Zusammenkunft mit dem Klub aus der Partnerstadt ein Fußballtrikot mit speziellem Druck zur Verfügung, die Waliser, die in der englischen League Championship, dem Pendant zur deutschen 2. Liga, beheimatet sind, stellten ebenfalls ein Exemplar für eine offizielle Übergabe. „Es ist uns eine besondere Ehre, dass die jahrzehntelange Partnerschaft unserer beiden Städte nun auch über unsere Fußballvereine getragen wird,“ betonte Jonathan Wilsher, PR-Manager von Swansea City. Seit einigen Jahren pflegen die Waliser bereits eine Freundschaft mit dem niederländischen Erstligisten ADO Den Haag, nun soll sich eine Freundschaft zwischen Weiß-Schwarz und Blau-Schwarz manifestieren. So stand es zumindest im Stadionheft des Swansea City FC, das die Ankunft der Friedrichsfelder auch dem breiten Publikum mitteilte. Zunächst hatte aber der fünfköpfige Tross aus der Quadratestadt mit einer beschwerlichen Anreise zu kämpfen, die durch den Winter-Einzug zu einigen Stolpersteinen führte. Freitag morgens um 2.30 Uhr begann das dreitägige Abenteuer der „Krauts“. Mit fast eineinhalbstündiger Verspätung hob endlich das Flugzeug vom Airport Hahn im Hunsrück ab. Die Folge war klar: Der Anschlusszug in London musste ebenso kampflos hergeschenkt werden wie die vorab entrichtete Buchungsgebühr – dieses Mal lag es dann auch nicht an einer verlegten Oyster-Card oder Verschlafens, wie bei früheren Touren. Dennoch hatten sich die Organisatoren genügend Zeitpuffer eingerechnet, so dass Swansea am frühen Nachmittag erreicht wurde. Hier wurde zunächst das alte Stadion, das Vetch Field, besucht, es folgte eine kurze Visite des Swanseaer Weihnachtsmarktes.Rechtzeitig machten sich die Waldhof-Fans dann am frühen Abend auf zum 2005 eröffneten, 20.532 Zuschauer fassenden Liberty Stadium, wo sie Gäste des Hospitality-Programms in der Morfa Lounge waren. Es war die erstmalige Begegnung der Stehplatzfans mit dem VIP-Bereich eines Stadions und es dürfte damit auch eine Einzigartigkeit bleiben. Positiv war hier lediglich, dass es bei eiskalten Temperaturen eine willkommene Abwechslung war, im Warmen kurzzeitig aufzutauen. Ansonsten ist das Stadionerlebnis auf den „gewöhnlichen“ Rängen damit nicht zu ersetzen. Die offizielle Übergabe der Trikots erfolgte dann auf dem Rasen vor der Ligapartie zwischen den Schwänen, wie die Fußballer aus Swansea aufgrund ihres Vereinswappens genannt werden, und dem FC Portsmouth. Brendan Rodgers, Trainer von Swansea City, und Andi Nowey vom Waldhof-Fanclub nahmen die Überreichung der gegenseitigen Geschenke im Beisein aller mitgereisten Waldhof-Anhänger vor dem Anstoß vor. Weiterhin verschenkten die Mannheimer ein gerahmtes Stadionfoto vom Carl-Benz-Stadion sowie eine Packung „Mannemer Dreck“ und einen Schokoladen-Wasserturm. Das Spiel selbst begann sehr erwartungsweckend, denn die Gastgeber starteten sehr unterhaltsam und torhungrig. So ließ der erste Torjubel vor den 17.584 Besuchern gerade mal eine Minute auf sich warten und Swansea lag 1:0 in Front. Zwanzig Minuten später und einem wahren Sturmlauf der Gastgeber erwartete keiner mehr, dass dieses Spiel noch verloren gehen könnte. Im Gegenteil: Es wurde bereits über die Höhe des Sieges diskutiert. Und wenn man dann seine Überlegenheit nicht umsetzt, geht es eben nach hinten los: Kurz vor dem Halbzeitpfiff glich der FC Portsmouth durch David Nugent aus. In der zweiten Halbzeit traf dann Greg Halford zum 2:1 für die Gäste. Nach dem Spiel ging es dann zurück in die Stadt, wo in einer Rock Bar das Abschlussgetränk des Tages eingenommen wurde. Mit vielen spannenden Eindrücken von Tag eins gingen die großen Erwartungen für Tag zwei einher. Somit bleibt am Ende festzuhalten, dass nun einige Dinge aus Mannheim die Büroräume im Liberty Stadium in Swansea zieren, die die Gastgeber jedoch an eine sportliche Pleite erinnern.

Liberty Stadium


 

2. Aston Villa FC - Arsenal FC  2:4

(27.11.2010) 

Tag zwei in Swansea und nach dem Erlebnis des Vorabends (Swansea City gegen FC Portsmouth 1:2) und einer recht kurzen Nacht hieß es für die fünf Reisenden der Waldhof-„Krauts“, bereits um 5.30 Uhr aufstehen. Ziel des Tages war Birmingham, das in einer dreieinhalbstündigen Zugfahrt zu erreichen war. Der Zeitplan verlangte ein so frühes Wecken, da das Premier-League-Spiel zwischen Aston Villa und dem FC Arsenal als Fernseh-Highlight bereits um 12.45 Uhr angepfiffen werden sollte. Nach den Verspätungen des Vortages war man am zweiten Tag umso mehr auf Pünktlichkeit und Verlässlichkeit von Bahn und Reisenden angewiesen und so erschienen die fünf Friedrichsfelder ohne Verschlafen und frisch geduscht zur Abfahrt, das selbst organisierte Frühstück wurde auf der langen Zugfahrt eingenommen. Rechtzeitig, aber durch mehrere Umstiege etwas Zeit einbüßend, erreichten die „Krauts“ den Birminghamer Stadtteil Aston, wo der Klub auch sein Stadion „Villa Park“ beherbergt. Nach Verlassen der Bahn reihten sich die Mannheimer in den Strom aus weinrot und hellblau (die Vereinsfarben von Aston Villa) ein und marschierten im Verbund mit den Heim-Fans in Richtung Stadion. Begrüßt wird man dort umgehend und von weitem ersichtlich vom altehrwürdigen Pub „The Holte“, das eine bewegte Vergangenheit besitzt. Einst als Fan-Kneipe errichtet, wurde die Kapazität an Spieltagen oft gesprengt, so dass es eine zeitlang geschlossen und erst vor wenigen Jahren wieder eröffnet wurde. Seitdem dürfen aber nur per Lotterie bestimmte Dauerkarteninhaber das Pub an Spieltagen betreten. An dieser Kneipe vorbei erblickt man auch sogleich die monumentalen Dimensionen des Stadions, die das Stadion durchaus größer erscheinen lassen, als es in Wirklichkeit ist. Das Rund macht von außen einfach einen sehr liebevoll gestalteten Eindruck, was schon bei den von Steinlöwen flankierten gusseisernen Hofeingangstoren mit der Aufschrift „Aston Villa Football Club“ anfängt, sich aber über die ganze Anlage mit ihren teils gemauerten und mit Vortreppe gestalteten Fassaden hinzieht. Im Zuge von Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen vor zehn Jahren musste eine angrenzende Straße gar überbaut werden. Die Tribüne fungiert heute also quasi als Brücke über die Straße. Der Besuch des sogenannten Megastores von Aston Villa blieb dagegen ein kurzes Intermezzo, denn der Laden war dermaßen überfüllt, so dass das Quintett den Anstoß des Spiels sicher nicht miterlebt hätte. Durch die allzu schmalen Stadioneingänge gelangten die „Krauts“ dann ins Innere des Stadions, wo die Treppenaufgänge und Katakomben ganz in den Vereinsfarben gehalten sind. Am Rande des Doug Ellis Stand, der Gegentribüne, verfolgten die Friedrichsfelder nach Hissen der mitgebrachten Fahne das Spiel bei eisigen Temperaturen, aber zögerlichem Sonnenschein. Das Stadion besteht aus vier völlig verschiedenen Tribünenteilen, die auch nicht miteinander verbunden sind. Die Spielstätte bildet somit – im Gegensatz zum Konflikt eines Mitreisenden mit seinem Trolley – eine gelungene Symbiose zwischen kultiger Außenhaut und modernem Interieur. Während die erste Halbzeit des Spiels die Erwartungen auch hinsichtlich der erwarteten Atmosphäre ganz klar nicht erfüllte (zudem führte Arsenal bereits mit 2:0), entschädigte der zweite Durchgang hierfür voll und ganz. Den Gastgebern gelang es, das Spiel nach der Halbzeitpause offener zu gestalten und den Spielstand zweimal zu verkürzen. Am Ende blieb jedoch trotz allem ein für Birminghamer Verhältnisse enttäuschendes 2:4, der große Favorit aus London hatte sich verdient durchgesetzt. 38.544 Zuschauer wohnten dem Erstligaspiel bei, doch im Moment des Abpfiffs dürfte sich nur noch gut die Hälfte der Besucher im Stadion befunden haben. Leider mussten auch die „Krauts“ das Stadion mit dem Schlusspfiff umgehend verlassen, um den zweiten Termin an diesem Tag wahrzunehmen.

Villa Park

 


 

3. Boldmere St.Michaels FC - Rocester FC  ausgef.

(27.11.2010) 

Mit dem Schlusspfiff des Premier-League-Spiels Aston Villa gegen Arsenal FC (2:4) galt es für die „Krauts“ auf ihrer Tour, keine Zeit zu verlieren. 25 Minuten standen zur Verfügung, um das sieben Meilen entfernte nächste Ziel zu erreichen. Mit Siebenmeilenstiefeln ging es alsdann in Richtung Bahnstation, wo es kurzzeitig zu einer ungeplanten Aufenthaltsverlängerung kam. Dennoch im gesteckten Zeitraster konnte der Zug bestiegen werden, der die fünf Reisenden zur Station „Chester Road“ brachte. Einem weiteren zehnminütigen Fußmarsch folgend ging es in den Stadtteil Boldmere, wo der englische Neuntligist (Midland Football Alliance) Boldmere St. Michaels FC an diesem Nachmittag den Rocester FC empfangen sollte. Der gastgebende Klub wurde bereits im Jahre 1893 als Kirchensportverein gegründet – in einer Zeit, in der es üblich war, dass solche Gruppierungen in dieser Gegend direkte Aufeinandertreffen vereinbarten. Größter Erfolg des Vereins war der dreimalige Gewinn der Meisterschaft in der Midland Football Alliance (1986, 1989, 1990). Was sich dann beim Betreten des Grounds jedoch abspielte, war einem Affront gleichzusetzen. Ohne Ankündigung im Internet wurde die Begegnung wegen Unbespielbarkeit abgesagt. Etwas bedauerlich, denn diese unnachahmliche Kulisse einer kleinen, mit drei Sitzreihen versehenen überdachten Tribüne und einem Spielfeld, das so abschüssig war wie die Auffahrtrampe bei einem Autotransporter, hat nahezu nach einem unnachahmlichen Fußballereignis gelechzt. Doch auch das Alternativprogramm fand dann seine gerechte Würdigung. Im angrenzenden Vereinsheim wurde bei einem stärkenden Getränk die vorhandene, nicht gerade bescheidene Chips-Palette in voller Breite genossen, dazu gab es gute Gespräche mit den Einheimischen. Leider viel zu schnell und ohne Spiel mussten die „Krauts“ dann Boldmere wieder verlassen, ohne zu vergessen, den Gastgeber einen Wiederholungsbesuch zuzusagen. Per Bahn ging es dann zum Flughafen Birmingham, wo der Mietwagen bereit stand, der die fünf Reisenden dann Richtung Ostküste brachte. Norwich hieß dann das nächste Ziel, das sich am späten Abend im „Coach and Horses“ Pub noch von seiner kulinarischen Seite präsentierte. Nach einem deftigen Burger gingen dann aber allmählich die Lichter aus.

Trevor Brown Memorial Ground


 

4. Norwich City FC - Ipswich Town FC  4:1

(28.11.2010) 

Tag drei und damit der Abschluss der Insel-Tour für die „Krauts“ war angebrochen und nach einem zünftigen und traditionellen English Breakfast ging es – initiiert vom Kulturbeauftragten des Fan-Clubs – auf einen Stadtrundgang durch Norwich. Die 170.000-Einwohner-Stadt im äußersten Osten Englands zeichnet sich durch eine idyllische und gepflegte Innenstadt aus, die sich einen gewissen Kleinstadtcharakter bewahrt hat. Der Riverside Walk am Ufer des Flusses Wensum bewegte die Fußballfans zu einem ausgedehnten Spaziergang im Schnee. Als kultureller Höhepunkt stand dann der Besuch der normannischen Kathedrale der Heiligen und Ungeteilten Dreifaltigkeit auf dem Programm. Das religiöse Bauwerk wurde von 1096 bis 1145 errichtet und ragt im schönen Stadtkern von Norwich beeindruckend heraus. Voller Stolz erklärten sich die „Krauts“ dann auch bereit, die Möglichkeit, sich als Besucher im Kreuzgang der Kathedrale zu verewigen, wahrzunehmen. Die Spende der Friedrichsfelder soll nun unter anderen als Teil für die Wiederanzucht der Blumenpracht im Kathedralenhof verwendet werden. Doch natürlich stand an diesem Tag auch der Fußball wieder im Vordergrund. Ziel war das East-Anglia-Derby zwischen den knapp 70 Kilometer entfernten Fußballstädten Norwich und Ipswich. Es handelt sich hierbei um eines der brisantesten und traditionsreichsten Duelle der League Championship. Bereits zwei Stunden vor Anstoß begann ein Polizeihubschrauber, große Kreise in die Schneewolken zu malen, am Bahnhof Norwich machte sich ein Großaufgebot an Polizei und Sicherheitskräften breit. Verwunderlich hingegen blieb, dass rund ums Stadion die Fangruppierungen nicht getrennt wurden, sondern sich Blau-Rot (Ipsiwch) und Kanarien-Gelb-Grün (Norwich) friedlich mischten. So blieb dann auch noch genügend Zeit, um sich bei traditionellen Fish and Chips auf das Spiel einzustellen. Die winterlichen Temperaturen, die selbst in diesem Teil Englands extremen Schneefall zuließen, taten ihr Übriges, dass sich die Friedrichsfelder dann auch noch auf einen großen Becher heißen Tee einließen, Glühwein war dagegen nicht erhältlich. Das Spiel selbst bot dann beste Derby-Unterhaltung und hatte fünf Tore und eine rote Karte sowie eine hitzige und lautstarke Atmosphäre im Repertoire. Und wäre der Unparteiische nicht so gnädig gewesen, hätte ein weitere Ipswich-Akteur wegen einer brutalen Sense vorzeitig das warme Duschwasser genießen können. Mann des Tages war eindeutig Norwichs Grant Holt, der den Rivalen mit drei Treffern nahezu im Alleingang eliminierte. Während der zweiten Halbzeit, als sich die klare Niederlage von Ipswich Town immer deutlicher abzeichnete, dezimierte sich der Gästeblock minütlich. In schöner Regelmäßigkeit wurden Ipswich-Fans von jeweils drei Ordnungshütern unter einem kräftigen „Cheerio“ aus der Heimkurve aus dem Stadion geleitet. Nach dem Spiel rechtfertigte sich dann das große Polizeiaufgebot, dass die Fangruppen trennen musste. Diese beließen es dann über die Polizeisperre hinweg bei einer harmlosen Schneeballschlacht. Der Sieger dieses Duells ist jedoch nicht bekannt. Auf jeden Fall jedoch bildete das heutige Erlebnis den Höhepunkt der Fußball-Reise 2010. Nach dem Spiel begaben sich die „Krauts“ dann auf den Rückreise-Weg. Per Bahn ging es dann nach Stansted, von wo das Flugzeug die Fußball-Reisenden nach Hahn zurückbrachte. Nach Mitternacht war das Abenteuer in Friedrichsfeld dann beendet. Ein beeindruckender Trip, der etliche tolle Eindrücke im Gepäck hatte, sowie natürlich viel Gesprächsstoff, der in einem Nachtreffen sicherlich noch einmal aufgearbeitet wird.

Carrow Road